Mehrstufige Weiterbildung „Kollegialer Ansprechpartner” (KAP)

Organisationen, deren MitarbeiterInnen besonderen beruflichen Belastungen oder Risiken ausgesetzt sind (z. B. in Rettungsdienst, Verkehrsbetrieben, Finanzdienst-leistungsunternehmen) und daher gehäuft psychische, körperliche und soziale Beeinträchtigungen entwickeln, sind mit einer besonders hohen Anzahl von Fehlzeiten, Krankmeldungen und Frühberentungen konfrontiert. Dies stellt sowohl für die Betroffenen als auch für die Organisation ein ernst zu nehmendes Problem dar. Die herkömmlichen innerbetrieblichen Unterstützungsmaßnahmen (z. B. betriebsärztlicher oder -psychologischer Dienst) leisten zwar wesentliche Beiträge zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit der einzelnen MitarbeiterInnen, doch setzen sie in der Regel erst dann ein, wenn sich die Probleme der ArbeitnehmerInnen bereits sichtbar manifestiert oder gar chronifiziert haben.

Mit dem Kollegialen Ansprechpartner (KAP) bieten wir das Konzept einer frühzeitigen betriebsinternen Interventionsmöglichkeit, die problematische Entwicklungen verhindern kann, zumindest aber erste Problemmanifestationen sehr schnell erkennt und ein leicht abrufbares, internes Hilfsangebot bereit stellt. Zentrales Kennzeichen des Konzeptes ist, dass von Stress, Burnout, psychischer Traumatisierung und anderen psychosozialen Problemen betroffene MitarbeiterInnen gezielte Hilfestellungen durch speziell geschulte KollegInnen erhalten, die sich freiwillig und nebenamtlich für diese Aufgaben engagieren wollen. Die normalerweise als informelle Norm verankerte zwischenmenschliche Verantwortung unter KollegInnen wird hier also insofern professionalisiert, als der KAP für die Rolle als kollegiale/r BeraterIn in einer mehrere Wochenenden umfassenden Ausbildung speziell geschult und trainiert wird. Das KAP-Curriculum ist in besonderer Weise auf Blaulicht-Organisationen und Einrichtungen im Gesundheitswesen (Rettungsdienst, Feuerwehr, Kliniken etc.) zugeschnitten sowie auf Organisationen, deren MitarbeiterInnen spezifischen beruflichen Risiken ausgesetzt sind (z. B. in Finanzdienstleistungsunternehmen, Verkehrsbetrieben).

Darüber hinaus kann das KAP-Konzept in modifizierter Form auch zielführend in solchen Organisationen eingesetzt werden, in denen die MitarbeiterInnen einer dauerhaften Über- oder Unterforderung ausgesetzt sind.

Die Ausbildung umfasst  vor allen Dingen die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten, mit denen KAP das Vorliegen von Stress, Burnout, Traumatisierung und anderen psychosozialen Problemen erkennen, erste Unterstützung anbieten und weiterführende innerbetriebliche oder externe Unterstützungsmaßnahmen mobilisieren können (z. B. stützendes Gespräch mit dem Betroffenen, vorübergehende Freistellung vom Dienst, kollegiales Umfeld zur Rücksichtnahme anregen, Vermittlung adäquater externer Hilfsangebote).

Zu diesem Zweck besteht das KAP-Curriculum aus fünf Modulen mit folgenden Inhalten:

  • Grundlagen der Arbeits- und Organisationspsychologie
  • Belastungs-Beanspruchungs-Modell
  • Analyse der eigenen Arbeitssituation mit Hilfe des Belastungs-Beanspruchungs-Modells
  • Erarbeitung eines organisationsspezifischen KAP-Profils
  • Grundlagen des Kommunikationsprozesses und der Gesprächsführung
  • Kommunikationsstrategien als Berater
  • Ursachen und Erklärungsmodelle für Stress und Burnout
  • Interventionsmöglichkeiten bei Stress und Burnout
  • Grundbegriffe der Psychotraumatologie
  • Erkennen psychotraumatischer Belastungen
  • Kommunikation und Interaktion mit traumatisierten Menschen
  • Umgang mit kritischen Gesprächssituationen
  • Beratung, Therapie und Vermittlungswege.

Um eine optimale Anpassung an die Bedingungen der auftraggebenden Organisation zu gewährleisten, können Veränderungen oder Ergänzungen der Inhalte mit uns vereinbart werden. Die Ausbildung zum KAP umfasst in der Standardversion vier Wochenenden (im Abstand von ca. sechs bis acht Wochen) mit jeweils 16 Weiterbildungseinheiten zu je 45 Minuten und wird zertifiziert. Die Buchung eines Supervisionswochenendes ca. sechs Monate nach Abschluss der KAP-Ausbildung wird dringend empfohlen.

Falls Sie sich für die Weiterbildung zum Kollegialen Ansprechpartner oder auch eine andere Weiterbildung im Bereich der Akutversorgung interessieren, so setzen Sie sich bitte mit unserem Kooperationspartner intellexi in Verbindung, der verschiedene psychotraumatologisch fundierte Weiterbildungen für Mitarbeiter in Blaulichtberufen anbietet.

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