Folgen psychischer Traumatisierung

Sie haben im vorstehenden Text gelesen, dass psychische Traumatisierungen durch besonders bedrohliche Ereignisse ausgelöst werden, die außerhalb der normalen Erfahrung liegen und denen ein Mensch wehr- und hilflos ausgesetzt ist.

Als Erstes sollten Sie wissen, dass es völlig natürlich ist, auf derartige Ereignisse in einer ungewohnten, Ihnen selbst vielleicht sogar völlig unverständlichen Weise zu reagieren. Ihre Reaktionen sind, so fremd und unangenehm Sie Ihnen auch scheinen mögen, eine verständliche Reaktion auf ein Ereignis, das die Kapazitäten der normalen Erlebnisverarbeitung überfordert. Man kann auch sagen: Das, was Sie in Folge eines traumatischen Ereignisses erleben, sind normale – das heißt natürliche und verständliche – Reaktionen auf ein unnormales Ereignis.

Die Folgen eines psychischen Traumas sind nicht bei allen Menschen gleich. Der Grad der Beeinträchtigung hängt von verschiedenen Faktoren ab wie z. B. traumatischen Erfahrungen in der Vorgeschichte, der allgemeinen körperlichen und seelischen Gesundheit zum Eintrittszeitpunkt des Ereignisses, der Reaktion wichtiger Bezugspersonen (Freunde, Familie und Arbeitskollegen) unmittelbar nach dem Ereignis sowie den Erfahrungen mit dem öffentlichen Umfeld (z. B. das Verhalten von Polizeibeamten, Ärzten, Versicherungsträgern und Versorgungsämtern).

Wir nennen Ihnen nachfolgend ein paar Beispiele für Reaktionen, die nach psychischen Traumatisierungen sehr oft vorkommen Es handelt sich zwar nicht um eine vollständige Aufzählung, aber Sie können daran sehen, dass Sie mit Ihren Erfahrungen nicht allein sind. Häufige Symptome sind:

  • Alpträume
  • Ein- und Durchschlafstörungen
  • Innere Unruhe und Nervosität
  • Gesteigerte Schreckhaftigkeit
  • Erhöhte Wachsamkeit („Hab-Acht-Stellung“)
  • Erhöhte Reizbarkeit (ungewohnt schnelles Aufbrausen)
  • Wiederkehrende Sinneseindrücke vom traumatischen Ereignis in Hier-und-Jetzt-Qualität (z. B. Anblick des Täters unmittelbar vor Augen oder Geruch des brennenden Autos in der Nase)
  • Das Gefühl, plötzlich wieder vollkommen in der Situation zu sein
    (Wiederdurchleben des traumatischen Ereignisses, d. h. Sie fühlen und verhalten sich so, als seien Sie wieder in der traumatischen Situation)
  • Unfähigkeit, das Erlebte in Worte zu fassen und als zusammenhängende Geschichte zu erzählen
  • Völliger oder teilweiser Verlust von Erinnerungen an das Ereignis
  • Unerklärliche körperliche Symptome und Beeinträchtigungen (z. B. Schwäche in den Gliedmaßen, Gefühl von Enge in Brust oder Hals, Schmerzen)
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Angst vor Dingen, die an das Trauma erinnern
  • Vermeidung von Reizen, die an das Trauma erinnern (z. B. bestimmte Orte, Aktivitäten, Stichworte, Gedanken, Fernsehsendungen etc.)
  • Innere Teilnahmslosigkeit und Leere bzw. emotionale Taubheit (gefühlsmäßiges Unbeteiligtsein)
  • Interessenverlust
  • Sozialer Rückzug
  • Niedergeschlagenheit und Depression bis hin zu Suizidgedanken.

Sofern diese und andere Reaktionen vorübergehend auftreten und nach einer Weile von selbst wieder abklingen, sind sie Zeichen eines natürlichen Verarbeitungsprozesses, der in drei Phasen verläuft (nach Fischer & Riedesser, 1998). Am Anfang steht die sog. Schockphase, in der bei nahezu allen Menschen heftige Reaktionen (Zittern, Panikgefühle, Desorientierung und Verwirrtheit, emotionale Taubheit, Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten u. v. m.) auftreten. Diese Schockphase dauert bis zu ca. 72 Stunden nach dem Ereignis und geht dann in die Verarbeitungsphase über, jene Phase also, in der die Person versucht, das Ereignis nach und nach zu erfassen und zu verarbeiten.

In dieser Verarbeitungsphase kann es deswegen zu Problemen kommen, weil ein traumatisches Ereignis eben keine normale oder alltägliche Erfahrung ist; sie wird daher vom Gehirn auch anders als normale Erfahrungen verarbeitet – dies kann man mit Hilfe neuerer Untersuchungsmethoden objektiv nachweisen –, und sie ist oftmals nicht ohne weiteres in eine normale Erinnerung überführbar. Viele der in der Verarbeitungsphase immer wieder auftretenden Phänomene – z. B. Alpträume und aufsteigende Bilder – sind der ständige Versuchs des Gehirns, das Erlebte zu einer normalen Erinnerung zu machen. In vielen Fällen führt dies nach einer Weile zur Überwindung des Traumas, oft aber bleibt die Verarbeitung wie in einer Endlosschleife stecken. D. h. die belastenden Symptome kommen immer wieder, ohne dass es zur Überwindung des Traumas kommt – im Gegenteil bewirken die ständig wiederkehrenden Traumainhalte, dass die Person immer wieder, immer weiter und somit immer mehr belastet wird.

Besonderheiten traumatischer Erinnerungen

Forschungen in den letzten Jahrzehnten haben ergeben – und vielleicht haben Sie dies auch bei sich oder einer betroffenen Person in Ihrem Umfeld bemerkt –, dass sich Erinnerungen an traumatische Erlebnisse ganz wesentlich und auf charakteristische Weise von normalen Erinnerungen an zurückliegende Ereignisse unterscheiden können.

Die wichtigsten Charakteristika traumatischer Erinnerungen sind:

  • Sie sind weniger gedanklich repräsentiert als vielmehr in Form von Sinneseindrücken (z. B. sich aufdrängende Bilder, Geräusche, Gerüche, Körperempfindungen). Oftmals erscheinen diese Sinneseindrücke als völlig unverbundene und isolierte Erinnerungsbruchstücke, die abwechselnd in das Bewusstsein dringen und nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt werden können.
  • Dem Vorhandensein von intensiven, fragmentierten Sinneseindrücken auf der einen Seite steht auf der anderen Seite häufig die Unfähigkeit gegenüber, das Erlebte in Worte zu fassen. Van der Kolk (1994) prägte für dieses Phänomen den Begriff des „speechless terror“ (sprachloser Terror).
  • Traumatische Erinnerungen weisen eine Qualität auf, die von Betroffenen als besonders belastend empfunden wird, nämlich das Gefühl, als sei die Erinnerung nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart. Schlimmstenfalls kann es zum sog. Voll-Flashback kommen, was bedeutet, dass die Person das gesamte Geschehen im Jetzt-Zeit-Modus wiederdurchlebt. Die Jetzt-Zeit-Erinnerung kann über Jahre und Jahrzehnte stabil bleiben und geht nicht von selbst in eine „Damals“-Erinnerung über, wie es für übliche Erinnerungen typisch ist.
  • Traumatische Erinnerungen sind oftmals nicht steuerbar. Auf der einen Seite neigen sie dazu, plötzlich und ungewollt in das Bewusstsein zu dringen, auf der anderen Seite entziehen sie sich teilweise oder vollständig der willentlichen Abrufbarkeit.

Das Zustandekommen der hier beschriebenen Phänomene ist insbesondere im letzten Jahrzehnt intensiv erforscht worden; auch wenn vieles noch nicht endgültig erklärbar ist, weil hirnphysiologische Vorgänge äußerst komplex sind, so geht man heute aber davon aus, dass die Besonderheit traumatischer Erinnerungen auf verschiedene, miteinander zusammenhängende Faktoren und Prozesse zurückzuführen ist.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei neurochemischen Prozessen zu: Traumatische Ereignisse bewirken eine explosionsartige Ausschüttung bestimmter Neurohormone, wodurch die üblichen Verarbeitungsprozesse im Gehirn unterbrochen werden (z. B. van der Kolk et al. 1997; Yehuda et al., 1995) und neben den oben genannten Erinnerungsstörungen auch andere Symptome (z. B. Überwachsamkeit, Ängste) verursachen. Bei chronisch traumatisierten Menschen ändert sich die Hormonausschüttung dauerhaft (z. B. Charney et al., 1993; van der Kolk, 1994) und führt möglicherweise sogar zur objektiven Schädigung der Nervenzellen speziell im Bereich des Hippocampus – jener Hirnstruktur, die für die bewusste Erinnerung von zentraler Bedeutung ist (z. B. Sapolsky et al., 1990; Bremner et al., 1997).

Das Konzept der unterbrochenen Informationsweiterleitung wird auch durch neuere hirnphysiologische Untersuchungen gestützt. Verfahren zur Sichtbarmachung der Hirnaktivität legen nahe, dass bei Traumatisierten die Informationen der beiden Hirnhälften (Hemisphären) offensichtlich nicht zusammengeführt werden können, wodurch die linkshemisphärischen Informationen (analytisches, verbales Denken) von denen der rechten Hemisphäre (emotional-sensorische, ganzheitliche Wahrnehmung) mehr oder weniger getrennt bleiben. So konnten verschiedene Forscher (z. B. Rauch et al., 1996) anhand hirnphysiologischer Studien zeigen, dass bei experimentell ausgelösten Traumaerinnerungen im wesentlichen die rechte Hirnhälfte aktiviert ist, während die linke Seite – und hier insbesondere das motorische Sprachzentrum (Broca-Areal) – eine signifikant verringerte Aktivität zeigt. Dieser Befund scheint zu erklären, warum viele Traumatisierte das Geschehen nur in sinnesnaher Form erinnern und nicht in Worte fassen können.

Die Verarbeitungsphase ist unterschiedlich lang. Ihre Dauer hängt unter anderem ab von der Anzahl der traumatischen Erfahrungen, die verarbeitet werden müssen, und davon, ob in dieser Zeit eher zusätzliche Belastungsfaktoren oder Schutzfaktoren dominieren. Schutzfaktoren – dazu zählen vor allen Dingen ein verständnisvolles soziales Umfeld, Anerkennung des Opferstatus durch Verurteilung des Täters und finanzielle Entschädigung, professionelle Unterstützung etc. – unterstützen eine gesunde Verarbeitung und begünstigen den Übergang in die letzte Phase des natürlichen Verarbeitungsprozesses, die Erholungsphase. Sie ist gekennzeichnet durch die Zurückgewinnung des Selbstwertgefühles und die Integration der gemachten Erfahrung in die eigene Lebensgeschichte.

Belastungsfaktoren wie Opferbeschuldigung, anderweitig bedingter Stress, unangemessen niedriges Strafmaß für den Täter etc. verzögern die Verarbeitung oder verhindern sie gar vollständig, da diese Erlebnisse retraumatisierend wirken in dem Sinne, dass die Person hier – ähnlich wie in der traumatischen Situation – Gefühle von Hilflosigkeit und Ent-Mächtigung erlebt. Werden in der Verarbeitungsphase viele oder gar überwiegend Belastungsfaktoren wirksam, so unterstützen sie einen ungünstigen Verlauf in Richtung Chronifizierung, also eine mit der Zeit immer weiter fortschreitende Verfestigung und/oder Verschlimmerung von Traumafolgen, z. B. in Form traumatypischer Syndrome.

Traumaspezifische Diagnosen

Die nachstehend beschriebenen traumaspezifischen Störungsbilder bzw. Diagnosekategorien bilden die Vielzahl möglicher Traumafolgen keineswegs vollständig ab; sie stellen vielmehr Idealtypen oder Reinformen dar, die in der Praxis eher die Ausnahme als die Regel sind (Hofmann, 1999; Wöller, Siol & Liebermann, 2001). Viele Menschen entwickeln nach einem extrem belastenden Ereignis zusätzlich oder anstelle traumaspezifischer Störungen andere Beschwerden und Beeinträchtigungen (z. B. Depressionen, körperliche Beschwerden, Suchterkrankungen, Ängste, soziale Schwierigkeiten), die in den traumabezogenen Diagnosekategorien nicht enthalten sind. Insgesamt sind die derzeit existierenden Diagnosekategorien ebenso wie ihre Platzierungen innerhalb der Diagnoseschlüssel ICD-10 und DSM-IV als absolut unbefriedigend zu bezeichnen, was dazu beiträgt, dass traumatisch bedingte Störungen oft nicht richtig klassifiziert werden (können).

Wichtiger Hinweis:

Nutzen Sie die nachfolgenden Beschreibungen bitte nur zu Ihrer Information und nicht zur eigenen Diagnostik oder zur Diagnostik Ihnen bekannter Personen. Die Feststellung psychotraumatischer Störungsbilder erfordert spezielle Instrumente und Verfahrensweisen, klinische Erfahrung sowie fundiertes Fachwissen zu differentialdiagnostischen und Ausschluss-Kriterien.

Akute Belastungsreaktion (ABR; ICD-10) bzw. Akute Belastungsstörung (ABS; DSM-IV)

Die ABR bzw. ABS ist eine kurzzeitige, von selbst wieder abklingende Beeinträchtigung, die durch folgende Merkmale charakterisiert ist (nach DSM-IV, 1998):

  • Konfrontation mit (mindestens) einem traumatischen Ereignis, wobei die Reaktion der Person intensive Furcht, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Entsetzen oder Todesangst umfasste.
  • Vorhandensein von mindestens drei der folgenden dissoziativen Symptome während des Ereignisses oder kurz danach: 1. emotionale Taubheit, 2. Beeinträchtigung der bewussten Wahrnehmung der Umwelt, 3. Derealisationserleben (Objekte, Menschen oder Umgebung wirken unwirklich, fern, künstlich, leblos), 4. Depersonalisationserleben (der Betroffene empfindet seine eigenen Gefühle, Erfahrungen oder den eigenen Körper als leblos, fern oder sonstwie unwirklich verändert), 5. teilweise oder vollständige Amnesie.
  • Wiederkehrende und eindringlich belastende Erinnerungen an das Ereignis in Form von Gedanken, Sinneseindrücken (z. B. Bilder, Geräusche), Alpträumen, Gefühlen, als ob das Ereignis wiederkehrt (teilweises oder vollständiges Wiederdurchleben des Ereignisses in Hier-und-Jetzt-Qualität) sowie intensiven Reaktionen bei der Konfrontation mit traumarelevanten Reizen (z. B. intensive Angstgefühle, Händezittern, Schweißausbrüche).
  • Vermeidung traumarelevanter Reize (Gedanken, Gefühle, Orte, Aktivitäten, Menschen, Stichworte usw.).
  • Deutliche Symptome von Angst oder Übererregbarkeit (Ein- und Durchschlafstörungen, Schreckhaftigkeit, erhöhte Reizbarkeit, motorische Unruhe, Überwachsamkeit und Konzentrationsstörungen).
  • Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Funktionsbereichen.
  • Die Störung dauert mindestens zwei Tage und höchstens vier Wochen und tritt innerhalb von vier Wochen nach dem Ereignis auf.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS; ICD-10 und DSM-IV)

Die PTBS ist eine mittel- bis langfristige Störung, die im wesentlichen durch die gleichen Kriterien gekennzeichnet ist wie die Akute Belastungsreaktion bzw. Akute Belastungsstörung (nach DSM-IV, 1998):

  • Konfrontation mit (mindestens) einem traumatischen Ereignis, wobei die Reaktion der Person intensive Furcht, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Entsetzen oder Todesangst umfasste.
  • Wiederkehrende und eindringlich belastende Erinnerungen an das Ereignis in Form von Gedanken, Gefühlen und Sinneseindrücken (z. B. Bilder, Geräusche, Körperempfindungen), Alpträumen, Handeln oder Fühlen, als ob das Ereignis wiederkehrt (teilweises oder vollständiges Wiederdurchleben des Ereignisses in Hier-und-Jetzt-Qualität) sowie intensiven psychischen und/oder körperlichen Reaktionen bei der Konfrontation mit traumarelevanten Reizen (z. B. Schweißausbrüche, Händezittern).
  • Vermeidung traumarelevanter Reize (Gedanken, Gefühle, Orte, Aktivitäten, Menschen, Stichworte); umfasst auch teilweise oder vollständige Amnesie (Erinnerungsverlust) sowie emotionale Abflachung (innere Teilnahmslosigkeit, Interessenverlust, Gefühle der Entfremdung von anderen Menschen, eingeschränkte Bandbreite des Affekts etc.).
  • Übererregbarkeit (Ein- und Durchschlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Überwachsamkeit, Schreckhaftigkeit).
  • Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Funktionsbereichen.
  • Dauer länger als einen Monat.

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen ABR und PTBS liegt nicht in den Symptomen (diese sind sich oft sehr ähnlich), sondern im Zeitfaktor: Während die ABR innerhalb des sehr engen Zeitfensters von vier Wochen nach dem Ereignis sowohl auftritt als auch wieder von selbst abklingt, variieren Eintrittszeitpunkt und Dauer der PTBS sehr stark. Dem entsprechend unterscheidet man PTBS mit normalem und verzögertem Beginn sowie akute und chronische Verlaufsformen.

Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (APEB; ICD-10)

Die APEB ist eine langfristige, d. h. chronische und irreversible Störung, die als Folge extremer, meist langdauernder Belastungen eintritt (z. B. Konzentrationslagererfahrungen, Geiselnahme oder Gefangenschaft, mit der ständigen Drohung gefoltert oder getötet zu werden). Die APEB kann im Anschluss an ein psychotraumatisches Belastungssyndrom auftreten, doch kann sie sich auch ohne vorangegangenes PTBS entwickeln. Zur Diagnosenstellung müssen über einen Zeitraum von zwei Jahren folgende Merkmale vorliegen, die fremdanamnestisch bestätigt werden sollten (nach ICD-10, 1997):

  • Feindlich-misstrauische Haltung gegenüber der Welt
  • Sozialer Rückzug
  • Gefühl der Leere und Hoffnungslosigkeit
  • Chronische Nervosität
  • Gefühl der Entfremdung

Das Spektrum chronischer Traumafolgen beschränkt sich allerdings keineswegs auf die oben genannten traumatypischen Syndrome, sondern umschließt viele Beeinträchtigungen, die üblicherweise nicht direkt mit dem Erleben eines Traumas in Verbindung gebracht werden, z. B. Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, somatoforme Störungen, Zwänge. Das Problem dabei ist: Häufig dominieren diese Beschwerden das klinische Bild, so dass das dahinter stehende Trauma vom Diagnostiker oder Behandler nicht wahrgenommen wird bzw. werden kann.

Wenn Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und eine Verbindung ihrer Beschwerden zu besonders belastenden Erfahrungen für möglich halten, so versuchen Sie, Ihren Ansprechpartner darauf hinzuweisen. Wichtig: Damit Sie dabei nicht von belastenden Erinnerungen überrollt werden, reicht es aus, Ihre Erlebnisse zunächst nur mit einem Stichwort zu umreißen wie „Verkehrsunfall”, „körperliche Gewalterfahrungen” u. ä., um nicht in das traumatische Erleben hinein zu rutschen. Einen psychotraumatologisch versierten Berater oder Therapeut erkennen Sie im übrigen daran, dass er sehr genau darauf achtet, Sie vor einem unkontrollierten Wiedererleben traumatischer Inhalte zu bewahren; nur ein psychotraumatologisch unerfahrener Berater oder Therapeut wird Sie ohne entsprechende Sicherungsmaßnahmen zur Schilderung der Ereignisse auffordern (z. B. „Wie war das denn damals genau?”). Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: „Tipps zur Therapeutensuche”.