Traumazentrierte Psychotherapie

(aus Kapazitätsgründen bis auf Weiteres nicht verfügbar)

Eine traumazentrierten Psychotherapie dient dem Ziel, akute oder chronische traumabedingte Beschwerden möglichst umfassend zu behandeln und – sofern möglich – vollständig zu überwinden. Wenngleich mittlerweile eine Reihe recht unterschiedlicher traumazentrierter Behandlungsansätze entwickelt worden ist, gibt es dennoch einen „roten Faden”, der allen seriösen Verfahren gemeinsam ist. In einem sogenannten Vier-Phasen-Modell (im Wesentlichen zurückgehend auf Pierre Janet, 1889) werden vier unterschiedliche Stadien oder Schwerpunkte traumatherapeutischer Behandlung beschrieben​:

Phase 1: Orientierung/Konsolidierung

In dieser Phase der Zusammenarbeit gibt es vier wesentliche Arbeitsschritte:

  1. Aufbau und Gestaltung einer tragfähigen und vertrauensvollen Beziehung zwischen TherapeutIn und KlientIn. Dieser Aspekt gilt als das zentrale Element jeder Traumatherapie, da man sich nur in einem Klima zwischenmenschlicher Sicherheit und Verlässlichkeit mit zutiefst verunsichernden Erfahrungen erfolgreich auseinandersetzen kann.
  2. Anamnese: Erhebung relevanter lebensgeschichtlicher Daten des Klienten.
  3. Diagnostik: Durchführung psychodiagnostischer Interviews und Tests mit dem Ziel der Klassifizierung bzw. Benennung des Leidens des Klienten.
  4. Prozessplanung: Planung des therapeutischen Vorgehens und der zeitlichen Abfolge der Einzelschritte.

Phase 2: Stabilisierung

In der Stabilisierungsphase geht es darum, die Person zu stärken und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurück zu geben, um ein Gegengewicht zu schaffen zum traumatischen Ereignis, das durch das Erleben von Ohnmacht und Hilflosigkeit gekennzeichnet war. Stabilisierung bezieht sich auf die körperliche Ebene (dazu zählen z. B. schrittweises Herstellen eines gesunden Körpergefühls), die soziale Ebene (z. B. Unterbrechung von Täterkontakt, Hilfestellungen bei der Mobilisierung finanzieller Unterstützung) und die psychische Ebene (z. B. Techniken zum Schutz vor der Überflutung durch traumatisches Material sowie Techniken der Selbstberuhigung).

Phase 3: Traumaexposition

Im Zentrum dieser Phase steht eine gezielte und kontrollierte Auseinandersetzung mit konkreten traumatischen Erfahrungen im Vordergrund. Als Ziel kann beschreiben werden, die sich immer wieder aufdrängenden, traumatischen Erinnerungsfragmente (innere Bilder und Filme, akustische Eindrücke, Gefühle, Körperempfindungen etc.) zu einer vollständigen, in sich schlüssigen Geschichte zusammenzufügen und in den richtigen Erinnerungsspeicher zu überführen, so dass die belastenden Ereignisse nicht mehr als Gegenwart erlebt, sondern als Vergangenheit erinnert werden. M. a. W.: Aus „heißen“ affektgeladenen Traumabruchstücken soll eine „kühle“ kognitiv organisierte Erinnerung werden; eine nahezu „normale“ Erinnerung also insofern, als sie die Betroffenen nicht mehr plötzlich und ungewollt überflutet, sondern willentlich gesteuert abgerufen oder auch zur Seite geschoben werden kann.

Es gibt heutzutage eine Vielzahl traumabearbeitender Verfahren und methodischer Ansätze, die sich als effektiv erwiesen haben. Dazu zählen u. a. sogenannte „Bildschirmtechnik“ (Bandler & Grinder, 1979), das „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ (EMDR; Shapiro, 1989), die „Dialektisch-Behaviorale Therapie“ (Linehan, 2008), die „Narrative Expositionstherapie“ (NET; Neuner et. al, 2009, 2021), die „Schematherapie“ (Young et al., 2005), die „Psychodynamisch-Imaginative Traumatherapie“ (PITT; Reddemann & Sachsse, 1997) sowie die „Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy“ (IRRT; z. B. Smucker & Dancu, 1999, 2005).

Auch körperbezogene bzw. -einbeziehende Ansätze gehören zum Spektrum der Traumabehandlung dazu: z. B. „Trauma Recapitulation with Imagination, Motion and Breath“ (TRIMB®; Spangenberg nach I. Olbricht, 2015),  „Somatic Experiencing“ (Levine et al., 1998), Neurogenes Zittern bzw. „Trauma Releasing Exercises“ (TRE; Berceli, 2007) und meridianbasierte Verfahren, die ihren Ursprung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) haben, wie die „Emotional Freedom Technique” (EFT; Graig, 1993), die „Thought Field Therapy” (TFT; Callahan 1994 a, b), die „Energy Diagnostic and Treatment Methods” (EdxTM; Gallo, 1997 b) sowie die „Psycho-Kinesiologie” (PK; Klinghardt, z. B. 2003).

Alle MitarbeiterInnen des FIFAP beherrschen jeweils mindestens zwei dieser traumabearbeitenden Verfahren, sodass KlientInnen mitentscheiden können, mit welcher Methode sie arbeiten möchten.

Allgemein gilt: KlientInnen, die ein einmaliges Trauma erlebt haben, können sich in der Regel rascher der Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse widmen, als es beim Vorliegen vielfacher Traumatisierungen der Fall ist. Für einige sehr schwer traumatisierte Menschen kann eine Traumabearbeitung sogar kontrainduziert sein. In solchen Fällen muss sich das Therapieziel darauf beschränken, eine gute persönliche Stabilisierung zu erreichen, sodass traumatische Erinnerungen unter Kontrolle gehalten und das Alltagsleben gut bewältigt werden können (siehe auch: „Traumazentrierte Fachberatung”).

Phase 4: Integration und Neuorientierung

In der Phase der Integration und Neuorientierung gibt es vor allem zwei Aspekte, auf die sich die gemeinsame Zusammenarbeit konzentriert: den psychologischen Aspekt und den sozialen Aspekt. Es geht also zum einen um die Integration des Traumas in die eigene Geschichte und das Selbst- und Weltverständnis (auch Traumasynthese genannt), zum anderen um die (Re-)Integration der Person in ihr altes bzw. ein neues soziales Umfeld.

Zielgruppen

Alle Personen mit akuten und chronifizierten traumabedingten Beschwerden, die ihre traumatischen Erlebnisse durcharbeiten können und wollen.

Inhalte

Je nach Voraussetzungen der Klienten umfasst dieses Angebot folgende Inhalte:

  • Orientierung/Konsolidierung mit Aufbau und Gestaltung einer tragfähigen Beziehung, Anamnese, Diagnostik und Prozessplanung
  • Körperliche, soziale und psychische Stabilisierung (sofern sie nicht im Rahmen der Traumazentrierten Fachberatung bereits erarbeitet wurde)
  • Information über die verschiedenen traumabearbeitenden Techniken
  • Durcharbeitung traumatischer Erlebnisinhalte mit Expositionstechniken (z. B. Bildschirmtechnik, EMDR)
  • Integration belastender lebensgeschichtlicher Erfahrungen und Neustrukturierung persönlicher Selbst- und Lebenskonzepte.

Zeitlicher Umfang und Kosten

Der zeitliche Umfang dieses Angebots lässt sich nicht pauschal bestimmen. Er ist abhängig von sehr unterschiedlichen Faktoren, wie z. B. dem Schweregrad der vorliegenden psychotraumatischen und komorbiden Beeinträchtigungen, den vereinbarten Zielen für die jeweilige Behandlung sowie den individuellen Möglichkeiten der jeweiligen Klienten.

Für die Übernahme der anfallenden Honorare kommen i. d. R. Leistungsträger wie gesetzliche und private Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften in Betracht, in speziellen Fällen auch Versorgungsämter, Opferhilfeinitiativen und Stiftungen. Bei entsprechenden Anträgen werden Ratsuchende nach Möglichkeit unterstützt. Sollte eine Kostenübernahme durch Dritte nicht möglich sein, erfolgen individuelle Honorarvereinbarungen in Anlehnung an entsprechende Gebührenordnungen (EBM bzw. GOP).